Keine akute Gesundheitsgefahr durch Dioxin-belastete Eier
03/2005, 17.01.2005
BfR sieht keine Notwendigkeit, vom Verzehr von Freilandeiern abzuraten
Seit Jahresbeginn gilt für Eier von Hühnern aus Freilandhaltung der gleiche Dioxin-Höchstgehalt, der schon vorher für Eier aus Käfighaltung gegolten hat. Danach dürfen ab sofort nicht mehr als drei Nanogramm Dioxine in einem Kilogramm bzw. drei Pikogramm in einem Gramm Eifett enthalten sein (ein Ei enthält rund 10 % Fett). Dieser Höchstgehalt wird offenbar zum Teil überschritten. Eine akute Gesundheitsgefährdung stellt der gelegentliche Verzehr dieser Eier nach Ansicht des BfR nicht dar. Im Vergleich zu anderen tierischen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch oder Fisch erhöhen die Eier die tägliche Gesamtaufnahme an Dioxin nur unwesentlich. Da die Dioxinaufnahme des Menschen aber noch immer über dem von der Weltgesundheitsorganisation angestrebten gesundheitlichen Vorsorgewert liegt, hält das BfR weiterhin alle Maßnahmen für erforderlich, die die Gesamtbelastung effektiv minimieren können.
Dioxine kommen überall vor. Sie entstehen bei Verbrennungsprozessen und sind auch heute noch als Altlasten aus früherer industrieller Produktion im Boden von Bedeutung. Die Gruppe der Dioxine umfasst eine Vielzahl von Substanzen mit sehr unterschiedlichem gesundheitsschädigenden Potential. Einige können Krebs auslösen. Weltweit wird deshalb eine Minimierung der Belastung angestrebt. Die Weltgesundheitsorganisation beziffert die Aufnahmemenge, die aus Vorsorgegründen täglich nicht überschritten werden sollte, mit 1 Pikogramm Dioxinäquivalenten pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (1 pg/kg KG und Tag), die duldbare tägliche Aufnahmemenge mit 1 bis 4 pg/kg KG und Tag. Dioxinäquivalente umfassen nicht nur die Polychlorierten Dibenzodioxine, sondern auch die Dibenzofurane und Polychlorierten Biphenyle, die fast immer gemeinsam vorkommen.
Untersuchungen von Muttermilch und Lebensmitteln zeigen, dass sich die Dioxinbelastung in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert hat. Noch immer aber liegt die durchschnittliche, tägliche Aufnahmemenge bei fast 2 pg/kg KG und Tag und damit nach wie vor über dem von der WHO angestrebten Vorsorgewert.
Hühner aus Freilandhaltung können Dioxine beim Picken aus dem Boden aufnehmen. Dioxine finden sich dann unter anderem in den Eiern und hier, wegen ihrer Fettlöslichkeit, bevorzugt im Eifett. Die Dioxinbelastung der Eier hängt offenbar stark von der regionalen Belastung des Bodens ab. Die meisten Eier von freilaufenden Hühnern unterscheiden sich in ihren Dioxingehalten nur unwesentlich von denen aus Käfighaltung. Es gibt aber auch Eier, in denen deutlich höhere Belastungen mit Dioxinen nachgewiesen wurden. Spitzenwerte lagen bei 20 und mehr ng pro kg Eifett.
Bereits im April 2004 hat das BfR zum Risiko durch Dioxine in Eiern Stellung genommen. Damals hatte das Institut von einer Verlängerung der Ausnahmeregelung für Eier aus Freilandhaltung abgeraten. Zwar sah das BfR im gelegentlichen Verzehr von Eiern, die mehr als 3 ng Dioxin pro kg Eifett enthalten und damit den zulässigen Höchstgehalt überschreiten, kein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher. Gleichwohl hat das Institut darauf hingewiesen, dass es die einheitliche Anwendung der Höchstmenge auf alle Eier für erforderlich hält, um die Gesamtbelastung durch Dioxine weiter zu minimieren.
Aus Sicht des BfR gibt es aktuell keine Notwendigkeit, auf den Verzehr von Eiern aus Freilandhaltung zu verzichten, da sie in der Regel nur einen vergleichsweise kleinen Anteil an der Dioxinbelastung des Menschen über Nahrungsmittel haben. Eine Ausnahme stellen besonders hoch belastete Eier dar. Diese sollten nicht verzehrt werden. Das gilt auch für Selbstversorger.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Homepage des BfR unter dem Menupunkt Lebensmittel/Lebensmittelsicherheit/ Rückstände und Kontaminanten.