Aktivitäten des BfR als nationaler EFSA Focal Point in Deutschland
Das BfR koordiniert als zentrale nationale Kontaktstelle („EFSA Focal Point“) den wissenschaftlichen Informationsaustausch zwischen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und den in Deutschland für die Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit zuständigen Behörden sowie Beteiligten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verbraucherverbänden.
In allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) und den assoziierten Staaten Island und Norwegen, wurden im Jahr 2008 nationale EFSA Focal Points eingerichtet. Aufgabe der EFSA Focal Points ist die Unterstützung der Mitglieder des EFSA-Beirats, der eine Schnittstelle zwischen den nationalen Behörden der Mitgliedstaaten und der EFSA darstellt und in dem der Präsident des BfR, Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, deutsches Mitglied ist. Damit sollen die Aktivitäten der Risikobewertung in den einzelnen Mitgliedstaaten auf europäischer Ebene koordiniert und abgestimmt werden. Ziel dieser Maßnahmen ist es, das vorhandene europäische Wissen über gesundheitliche Risiken bei Lebensmitteln zu bündeln und damit die Lebensmittelsicherheit in Europa auf höchstem wissenschaftlichem Niveau sicherzustellen.
In Deutschland ist das BfR als EFSA Focal Point für diese wissenschaftliche Koordinierungsarbeit benannt worden. Vorgeschlagen wurde das BfR dafür vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Als nationale Koordinierungsstelle ist das BfR ein wichtiger Mittler zwischen der EFSA und den folgenden Bundeseinrichtungen im Geschäftsbereich des BMEL (sogenannte Artikel-36-Organisationen gemäß Artikel 36 der Verordnung (EG) 178/2002):
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
- Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI)
- Johann Heinrich von Thünen-Institut (TI) - Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
- Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI)
- Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (MRI)
- Umweltbundesamt (UBA)
EFSA-Förderungen
Arbeiten Sie bei einer der Artikel-36-Organisationen? Die EFSA vergibt Finanzhilfen. Informieren Sie sich über die verfügbaren Finanzhilfen.
Das BfR steht auch im Kontakt zu den für Überwachungsmaßnahmen im Verbraucherschutz zuständigen Länderministerien. Wissenschaftliche Institutionen, die sich in Deutschland mit dem Aufspüren, Erkennen, Bewerten und dem Management von Risiken im Bereich Lebensmittel, Futtermittel, Tiergesundheit und Pflanzengesundheit beschäftigen, werden in den Informationsaustausch einbezogen. Ziel ist es auch, verstärkt deutsches Fachwissen in die europäische Ebene einzubringen.
Aktivitäten des BfR als nationaler EFSA Focal Point in Deutschland
Informationsaustausch
Als EFSA-Kontaktstelle in Deutschland stellt das BfR den wissenschaftlichen Informationsaustausch über Initiativen, laufende Verfahren, Forschungsprojekte, Ergebnisse zur Risikobewertung und Risikokommunikation bei Lebensmitteln, Futtermitteln und den weiteren Themen im Zuständigkeitsbereich der EFSA sicher. Der Austausch wissenschaftlicher Informationen erfolgt beispielsweise über die Wissensschnittstelle der EFSA (Knowledge Junction).
Die nationalen EFSA Focal Points und die EFSA organisieren mehrere gemeinsame Sitzungen pro Jahr im europäischen Rahmen. Die Kontaktstellen berichten der EFSA regelmäßig über ihre Aktivitäten, die in einem jährlichen Bericht (EFSA Focal Point Report) zusammengefasst werden.
Das BfR beantwortet als EFSA Focal Point Fragen der Mitgliedsstaaten zu Risikobewertungen oder verteilt diese Fragen je nach Zuständigkeit an die entsprechenden Ministerien, Behörden oder Institutionen. Regelmäßig richtet der EFSA Focal Point Sitzungen auf nationaler Ebene aus. Das BfR nimmt an öffentlichen Konsultationen der EFSA teil und informiert die deutsche Einrichtungen über laufende Konsultationen. Auch an Krisenübungen der EFSA nimmt das deutsche Netzwerk teil und trägt innerhalb Europas zum Informationsaustausch bei nationalen Lebensmittelkrisen bei.
Koordination Artikel-36-Organisationen
Artikel-36-Organisationen sind Einrichtungen gemäß Artikel 36 Verordnung (EG) 178/2002, welche die EFSA bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben unterstützen, unter anderem auch durch die Teilnahme an Aufrufen zur Einreichung von Vorschlägen für Forschungsprojekte, für die die EFSA Finanzhilfen gewähren kann. Das BfR als nationaler EFSA Focal Point informiert diese Einrichtungen über Aufforderungen der EFSA zur Einreichung von Vorschlägen und unterstützt diese, sofern nötig, bei der Antragstellung.
Aufbau von Expertennetzwerken
Das BfR hat 15 wissenschaftliche Kommissionen zur Beratung des Institutes in den Bereichen Lebens- und Futtermittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit sowie der Risikokommunikation und zur Beratung des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R). Nicht nur in Krisenfällen kann dieses etablierte Netzwerk zu Rate gezogen werden, sondern auch, wenn auf europäischer Ebene wissenschaftliche Fragen behandelt werden sollen. Die BfR-Kommissionen bündeln Sachverstand für die Risikobewertungen des BfR auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und bringen diesen in internationale Gremien ein, beispielsweise auch in die Gremien der EFSA. Die Struktur der Kommissionen am BfR orientiert sich weitgehend an der Struktur der Wissenschaftlichen Gremien („panels“) der EFSA. Mitglieder der Wissenschaftlichen Gremien der EFSA aus Deutschland können automatisch Mitglied in der entsprechenden BfR-Kommission werden. Dadurch wird ein größtmöglicher Austausch von Expertise zwischen nationaler und europäischer Ebene erreicht.
Risikokommunikation
Das BfR arbeitet im Bereich der Risikokommunikation eng mit der EFSA und den Mitgliedstaaten der EU zusammen. Die Risikokommunikation ist ein essentieller Bestandteil der Arbeit des EFSA Focal Point. Aufgabe des BfR ist es, den Dialog mit verschiedenen Zielgruppen in Deutschland zu führen und die Öffentlichkeit in Deutschland frühzeitig über mögliche Risiken gesundheitlicher Art, gewonnene Erkenntnisse und Arbeitsergebnisse aus Europa zu informieren. Als Mitglied des Netzwerks der Kommunikations-Sachverständigen (Communication Experts Network, CEN) stößt das BfR nationale Kommunikationsstrategien an und beteiligt sich an gemeinsamen Kommunikationsinitiativen der EFSA.
Herausgabe des „EU-Almanachs Lebensmittelsicherheit“
Der EU-Almanach „Lebensmittelsicherheit“, der seit 2009 in regelmäßig aktualisierter Form herausgegeben wird, gibt einen Überblick über die europäischen Einrichtungen und die jeweils zuständigen staatlichen Behörden für Lebens- und Futtermittelsicherheit in den Mitgliedstaaten der EU und den assoziierten Staaten Island, Norwegen und Schweiz sowie den Kandidatenländern. In der Broschüre werden mit Länderprofilen kurz und übersichtlich die wesentlichen Behörden und Sachverständigenkommissionen mit ihren Funktionen im staatlichen Rechtssystem dargestellt. Die Broschüre ist ein Informations- und Nachschlagewerk für alle, die sich über die rechtlichen Strukturen und Institutionen der Lebens- und Futtermittelsicherheit in Europa informieren wollen, insbesondere Fachleute aus der Praxis wie Parlamentarierinnen und Parlamentarier, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lebensmittelbehörden, Medien, Verbraucherverbänden, Lebensmittelwirtschaft und Wissenschaft. Das BfR wurde bei der Erstellung des EU-Almanachs von den EFSA Focal Points der Mitgliedstaaten und der EFSA unterstützt. Der EU-Almanach steht auf der Internetseite des BfR in mehreren Sprachversionen zum Download zur Verfügung oder kann kostenlos beim BfR bestellt werden.
Kontakt
Bundesinstitut für Risikobewertung
EFSA Focal Point
Max-Dohrn-Str. 8-10
10589 Berlin
Tel.: +49 30 18412 34018
E-Mail: efsa-focal-point@bfr.bund.de