Tunesien: Krisenübung zu Lebensmittelsicherheit
35/2022, 06.10.2022
Praxistest soll helfen, im Ernstfall vorbereitet zu sein
Weltweit ist es die Aufgabe der für die Lebensmittelsicherheit verantwortlichen Behörden, in Krisen schnell, effizient und angemessen zu reagieren sowie die Bevölkerung vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen. Für einen Praxistest des tunesischen Krisenmanagementsystems kamen in Tunis rund 50 tunesische Behördenvertreterinnen und -vertreter vom 4. bis 6. Oktober 2022 zusammen. Mit Unterstützung von Expertinnen und Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) simulierten sie einen lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch.
Insbesondere lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche können sich schnell zu krisenhaften Ereignissen entwickeln. Um eine erfolgreiche Krisenbewältigung zu proben, übten das BVL und das BfR als Teil eines Projekts zu Lebensmittelsicherheit und gesundheitlichem Verbraucherschutz in Tunesien gemeinsam mit den tunesischen Behörden für Lebensmittelsicherheit INSSPA (Instance Nationale de la Sécurité Sanitaire des Produits Alimentaires) und ANCSEP (Agence Nationale de Contrôle Sanitaire et Environnemental des Produits, künftig ANER) eine Krise.
Vertreterinnen und Vertreter des tunesischen Gesundheitsministeriums und weiterer Ministerien, der Risikomanagementbehörde INSSPA und der Risikobewertungsbehörde ANCSEP sowie von Laboren und regionalen Behörden probten den Ernstfall, wobei die Verbreitung kontaminierter Lebensmittel simuliert wurde. Hier war dann auch schnelles Handeln gefragt. Denn über eine erfolgreiche Ausbruchsaufklärung entscheidet der rasche Informationsaustausch zwischen den Behörden des gesundheitlichen Verbraucherschutzes auf allen Ebenen.
Expertinnen und Experten von BVL und BfR hatten ein herausforderndes Szenario und Hintergrundinformationen für die Übung bereitgestellt und ihr Wissen für eine erfolgreiche Krisenvorsorge, Ausbruchsbekämpfung und Krisenkommunikation geteilt. Die Übung wurde zuvor genau auf die Begebenheiten in Tunesien angepasst und sehr realitätsnah ausgestaltet, ergänzt durch die Simulation einer Pressekonferenz über das Ausbruchsgeschehen.
Die Einbeziehung verschiedener Partnerinstitutionen in den Workshop bot die einzigartige Gelegenheit, das gesammelte Fachwissen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu nutzen, und das derzeitige Krisenmanagementsystem für Lebensmittelsicherheit in Tunesien auf den Prüfstand zu stellen sowie Schlussfolgerungen für dessen zukünftige Entwicklungen zu ziehen.
Deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren ebenfalls, denn mit der zunehmenden Globalisierung des Lebensmittelmarktes können lokale lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche eine grenzüberschreitende oder sogar multinationale Bedeutung erlangen. Routine beim Erkennen, Melden, Untersuchen und Kontrollieren sind notwendig, um im Falle eines Ausbruchs ein schnelles Handeln der Behörden zu garantieren.
Zum Hintergrund
Das BfR und das BVL kooperieren auf verschiedenen Ebenen mit Behörden anderer Staaten. Sie verfolgen mit diesem internationalen Engagement das Ziel, über Partnerschaften die Lebensmittelsicherheit in den Erzeugerländern nachhaltig zu stärken und so auch auf diesem Wege ein hohes Verbraucherschutzniveau in Deutschland und Europa zu gewährleisten.
Im Jahr 2019 trat in Tunesien ein neues Lebensmittelsicherheitsgesetz in Kraft, das den Aufbau effektiver behördlicher Strukturen für Risikobewertung, Risikomanagement und Risikokommunikation vorsieht. Gemeinsam unterstützen BfR und BVL die tunesischen Partner bei der Umsetzung.
Das Projekt „Stärkung der Lebensmittelsicherheit und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes in Tunesien“ ist das erste Vorhaben, das auf der „Vereinbarung über die Einbindung von Einrichtungen des BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) - Geschäftsbereichs in Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit“ basiert. Der Zweck ist die Einbindung des Geschäftsbereichs des BMEL in die Entwicklungszusammenarbeit des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ).
Presseinformation in Französisch
Über das BVL
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine selbständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Das BVL trägt mit vielfältigen Maßnahmen zur Lebensmittelsicherheit bei. Im Krisenmanagement hat das BVL eine koordinierende Aufgabe. Es spricht außerdem Zulassungen aus und koordiniert gemeinsam mit den Bundesländern Überwachungsprogramme. Im Rahmen des europäischen Schnellwarnsystems sorgt das BVL für den Informationsfluss zwischen der EU und den Bundesländern.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.