Schneller, verständlicher und emotionaler – wie kann die Behördenkommunikation in Krisenzeiten optimiert werden?


27/2024, 30.08.2024


BfR präsentiert gemeinsam mit Verbundpartnern Ergebnisse des Forschungsprojekts MIRKKOMM


Am 19. September 2024 findet im Bundespresseamt in Berlin die MIRKKOMM-Abschlussveranstaltung statt. Hinter MIRKKOMM verbirgt sich ein Verbundprojekt, das Expertisen aus Kommunikations-, Medien- und Rechtswissenschaft vereint: Forschende haben über einen Zeitraum von drei Jahren am Beispiel der COVID-19-Pandemie untersucht, wie gut Wissenschaft, Medien und Behörden die Bevölkerung in Krisenzeiten erreichen. „Auf der Abschlussveranstaltung wollen wir anhand der Ergebnisse des Projekts diskutieren, wie öffentliche Institutionen die Kommunikation in langanhaltenden Krisen weiter verbessern können“, sagt Professor Dr. Gaby-Fleur Böl, Leiterin der Abteilung Risikokommunikation am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). „Verständlichkeit, Transparenz und Offenheit sind Grundlagen für die erfolgreiche Risiko- und Krisenkommunikation.“ Das Drittmittel-Projekt wurde vom BfR koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Neben relevanten Erkenntnissen zur Kommunikation während der COVID-19-Pandemie stellen die Projektpartner auch Herangehensweisen für zukünftige Krisenlagen vor. Sowohl das interne und externe Wissensmanagement als auch die Social-Media-Kommunikation und Fragen der rechtssicheren Kommunikation in Krisen spielen dabei eine wichtige Rolle. In parallelen Workshop-Sessions sollen die Erkenntnisse vertieft und weitere Handlungsbedarfe gemeinsam erarbeitet werden.

Zum Programm: https://www.bfr-akademie.de/media/wysiwyg/2024/mirkkomm/MIRKKOMM_Abschlussveranstaltung_Programm.pdf

Zur Anmeldung: https://www.bfr-akademie.de/deutsch/veranstaltungen/mirkkomm.html

Interessierte Medienvertreterinnen und -vertreter können sich bei Interesse an einer Teilnahme direkt an die BfR-Pressestelle wenden: pressestelle@bfr.bund.de

Weitere Informationen zum MIRKKOMM-Projekt: https://mirkkomm.de/

Ergebnisse des MIRKKOMM-Projekts (Auszug)

Das BfR ging der Frage nach, ob das Verständnis von Risiko- und Krisenkommunikation um Wissens- und Wertekonflikte erweitert werden muss. Die Ergebnisse des Teilvorhabens „Diskurse“ zeigen, dass ein Verständnis von Risiko- und Krisenkommunikation benötigt wird, dass Menschen mit unterschiedlichen Wissensständen und Wertvorstellungen einbezieht und es ihnen so ermöglicht, sich einzubringen. Krisen stellen eine besondere Herausforderung für die Kommunikation individueller Risiken dar, wie beispielsweise das Risiko, sich mit einer Krankheit anzustecken. Die Basis für einen guten Ausgangspunkt bilden gesellschaftlicher Zusammenhalt und ein geteiltes Werteverständnis.

Das Team der SRH Berlin University of Applied Sciences untersuchte im MIRKKOMM-Projekt mit dem Teilvorhaben „Medien“ die Krisenkommunikation von Journalistinnen und Journalisten sowie von Social-Media-Akteurinnen und Akteuren. Ziel war es, die Kommunikation mit öffentlichen Institutionen im Hinblick auf zukünftige Krisensituationen zu optimieren. Vertreterinnen und Vertreter aus Medien und Social Media wünschen sich demnach mehr Einheitlichkeit, Verständlichkeit und wissenschaftliche Erläuterungen der Daten, auch im direkten Austausch mit Regierungen und Behörden.

Die Europa-Universität Viadrina kam im Teilvorhaben „Rechtsrahmen“ zu dem Schluss, dass staatliche Kommunikation grundsätzlich neutral, verhältnismäßig und rechtskonform sein muss. In Krisenzeiten steht aber der Gesundheitsschutz im Vordergrund, was rechtliche Anpassungen erfordert. So sind in Krisen auch aufmerksamkeitsstärkere und weniger trockene Nachrichten angebracht. Auch humorvolle oder kontroverse Inhalte können dabei helfen.

Das Karlsruher Institut für Technologie empfiehlt im Teilprojekt „Rezeption“ für zukünftige Krisen, dass öffentliche Institutionen in den sozialen Medien klarer und verständlicher kommunizieren und auch emotionale Botschaften vermitteln sollten. Die durchgeführten Wissenstests haben gezeigt, dass sich soziale Medien am besten zur Vermittlung von Kernbotschaften eignen, weniger für Erklärungen und Hintergrundwissen. Krisenkommunikation in sozialen Medien sollte zudem stärker dialogorientiert ausgerichtet sein und die multimodalen Potenziale dieses Kommunikationskanals effizienter nutzen.

Die Forschenden der TU Ilmenau untersuchten im Teilprojekt „Behörden“ die Kommunikation aus Sicht staatlicher Akteure auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene. Dabei zeigte sich, dass insbesondere das kommunale Krisenmanagement mehr Aufmerksamkeit von übergeordneten Ebenen benötigt, da Kommunen die Maßnahmen vor Ort umsetzen und als Ansprechpartner für Behörden und Bürgerinnen und Bürger fungieren. Klare Zuständigkeiten und stärkere bidirektionale Kommunikationskanäle zwischen Kommunen und ihren Landesregierungen könnten deshalb das Krisenmanagement verbessern.

Die mecom GmbH, Betreiberin des Modularen Warnsystems (MoWaS) für den Bevölkerungsschutz, hat in einer Usability-Studie Mitarbeitende in Leitstellen befragt und Verbesserungsvorschläge zur effektiveren Nutzung des Warnsystems erarbeitet.

Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen des MIRKKOMM-Projekts finden Sie hier: https://mirkkomm.de/wordpress/?page_id=180

 

Beteiligte Projektpartner

MIRKKOMM wurde vom BfR koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Beteiligte Projektpartner sind das Karlsruher Institut für Technologie, die Technische Universität Ilmenau, die SRH Berlin University of Applied Sciences sowie die Europa-Universität Viadrina. Die wissenschaftliche Expertise ergänzt ein Praxispartner, die mecom Medien-Communikations-Gesellschaft mbH, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Presseagentur dpa.

 

Weitere Informationen auf der BfR-Website zu MIRKKOMM

BfR-Presseinformationen, #Krisenalltag - Kommunikation in der Pandemie: Ausstellung eröffnet
https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2023/14/krisenalltag___kommunikation_in_der_pandemie__ausstellung_eroeffnet-311888.html

BfR-Presseinformationen, Parlamentarischer Abend zum Abschluss der Ausstellung „#Krisenalltag – Kommunikation in der Pandemie“
https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2023/19/parlamentarischer_abend_zum_abschluss_der_ausstellung_krisenalltag___kommunikation_in_der_pandemie-312925.html

 

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung 


Es befinden sich keine Dokumente auf Ihrem Merkzettel

Es befinden sich keine Dokumente in Ihrem Warenkotb

Cookie-Hinweis

Die BfR-Webseite verwendet nur Cookies, die notwendig sind, um die Webseite nutzerfreundlich zu gestalten. Weitere Informationen enthält unsere Datenschutzerklärung.