Risikobewertung und Risikokommunikation: Gute Noten für das BfR
23/2008, 18.11.2008
Neue BfR-Publikationen über Risikowahrnehmung und Vertrauen in Institutionen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes veröffentlicht
Der gesundheitliche Verbraucherschutz ist nach Ansicht der deutschen Bevölkerung nach wie vor eine zentrale Aufgabe des Staates. Dies ist eines der Ergebnisse der zweiten repräsentativen Befragung der deutschen Bevölkerung zur Bekanntheit des Bundesinstituts für Risikobewertung. Die Umfrage war Bestandteil einer Studie, in der neben gut 1000 repräsentativ ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern auch 400 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Verbraucherverbänden und den Medien befragt wurden. „Die Ergebnisse sind positiv“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Bei unseren Zielgruppen haben wir unsere Bekanntheit deutlich gesteigert, und auch in der Allgemeinbevölkerung sind wir inzwischen wesentlich bekannter als bei unserer ersten Umfrage vor vier Jahren. Im Übrigen wird unsere Arbeit von Fachleuten wie Laien als gut bewertet.“ Nachholbedarf gibt es allerdings im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Bei den Medienvertretern sollte sich das Institut noch besser positionieren - als die Institution in Deutschland, die gesundheitliche Risiken bei Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten nach wissenschaftlichen Kriterien beurteilt, unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Interessen.
Mit der „Zweitevaluation der Bekanntheit des Bundesinstituts für Risikobewertung“ war die Agentur für Markt- und Sozialforschung „aproxima“ in Weimar beauftragt. Sie befragte im Frühjahr 2008 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Verbraucherverbänden und Medien zu Institutionen, Aufgaben, Informationsquellen und besonders relevanten Themen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes.
Im ersten Fragenkomplex ging es um die Einstellung der Befragten zum gesundheitlichen Verbraucherschutz. Sowohl die Allgemeinbevölkerung als auch die speziellen Zielgruppen des BfR waren der Meinung, dass der Schutz der Gesundheit eine zentrale Aufgabe des Staates sei. Bei den größten gesundheitlichen Risiken für die eigene Person setzten sie allerdings unterschiedliche Prioritäten. Während die Allgemeinbevölkerung den Bereich Umweltverschmutzung, radioaktive Strahlung und Klimawandel gefolgt von Lebensmitteln und den Kosten und Leistungen im Gesundheitssystem als die drei größten Gesundheitsrisiken ansah, setzten die befragten Fachleute aus den Zielgruppen die ungesunde Lebensweise auf den ersten Platz, gefolgt vom Themenfeld Umweltverschmutzung, Klimawandel und Strahlung; auf dem dritten Rang lagen die Lebensmittel. Herzkreislauferkrankungen, die heute die häufigste Todesursache in Deutschland sind, verwiesen hingegen beide Gruppen bei der Einstufung der größten gesundheitlichen Risiken auf die hinteren Plätze. Erfragt wurde auch, über welche Quellen sich Bürgerinnen und Bürger sowie Expertinnen und Experten zu Themen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes informieren. Ergebnis: Massenmedien sind die Hauptinformationskanäle beider Gruppen, gefolgt von Fachmedien. Wichtig ist für die Allgemeinbevölkerung auch der Arzt als Informationsvermittler, während für die Fachleute das berufliche Umfeld, Fachverbände und das Internet an dritter Stelle der Informationsquellen stehen. Auch die Bürgerinnen und Bürger und hier insbesondere die jüngeren Menschen informieren sich verstärkt über das Internet zu Fragen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes.
An zentraler Stelle der Umfrage stand der Bekanntheitsgrad des BfR im Vergleich zur Ersterhebung aus dem Jahr 2004. Hier stellte sich heraus, dass das BfR im Vergleich zu 2004 sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Zielgruppen deutlich bekannter geworden ist. So kannten knapp 16 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger den Namen des BfR, und knapp 70 Prozent davon wussten, dass sich das Institut mit Lebensmittelsicherheit und der Risikobewertung von Produkten beschäftigt. Die Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppen kannten das BfR zu 70 Prozent dem Namen nach, und 50 Prozent der Befragten waren mit den Aufgaben des Instituts vertraut. Aus diesem Kreis am besten informiert waren die Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschafts- und Verbraucherverbänden, gefolgt von Politik und Wissenschaft. Im Gegensatz zur Befragung von 2004 fühlten sich die Medienvertreter überraschenderweise im Vergleich der Zielgruppen am schlechtesten informiert. Eine weitere wichtige Frage war, wie die Qualität der Arbeit des BfR beurteilt wird. Die Bevölkerung war hier grundsätzlich zufrieden, die Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppen erteilten sogar ein „Gut“, wobei die Politik die Arbeit des Instituts am besten beurteilte. Die „Zweitevaluation der Bekanntheit des Bundesinstituts für Risikobewertung“ steht auf der Internetseite des BfR zur Verfügung.
Ebenfalls erschienen ist der Tagungsband „Rechtfertigen ‚gefühlte’ Risiken staatliches Handeln?“, der die Vorträge der Festveranstaltung zum 5-jährigen Jubiläum des BfR umfasst. Neben den rein wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Ausmaß eines gesundheitlichen Risikos - so der Tenor der Publikation - sind auch immer die aus wissenschaftlicher Sicht weitgehend unbegründeten, aber dennoch realen Ängste der Bevölkerung zu berücksichtigen. Um unerwünschte Folgen zu vermeiden, ist dementsprechend auch bei „gefühlten“ Risiken staatliches Handeln notwendig. Das heißt allerdings nicht, dass unter dieser Prämisse darauf verzichtet wird, den wissenschaftlichen Standpunkt einem breiten Publikum auf verständliche Weise zu vermitteln und nach wissenschaftlichen Kriterien zu entscheiden. Der Tagungsband kann in der Pressestelle des BfR zum Preis von 10 € angefordert oder kostenlos von der BfR-Internetseite heruntergeladen werden.