Lebensmittelallergien

Das BfR fördert den Informationsgewinn über Allergene und ihr Vorkommen, damit betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher die für sie richtige Lebensmittelauswahl treffen können. Zudem erforscht das BfR das Vorkommen möglicher Allergene in neuartigen Lebensmitteln wie beispielsweise Insekten.

Das BfR forscht intensiv in verschiedenen Projekten zum Thema Allergien. Es werden sowohl hausinterne Forschungsprojekte als auch als Drittmittelprojekte durchgeführt. Mit dem Thema beschäfftigt sich u.a. die BfR-Fachgruppen:

Das BfR beschäftigt sich darüber hinaus auch mit der gesundheitlichen Relevanz einer Kennzeichnung von Allergenen in Lebensmitteln.

Die Kommission für Ernährungsrisiken, neuartige Lebensmittel und Allergien unterstützt das BfR bei diesen Aufgaben.

Was versteht man unter einer Nahrungsmittelallergie?

Bei einer Nahrungsmittelallergie handelt sich um eine Überempfindlichkeit des Immunsystems auf bestimmte Nahrungsmittel bzw. Nahrungsmittelbestandteile (Allergene). Nahrungsmittelallergene sind in der Regel Proteine, die von gesunden Personen problemlos vertragen werden, von Allergikern jedoch als „fremd“ erkannt werden und folglich eine allergische Reaktion hervorrufen können. Am häufigsten ist die Immunglobulin E (IgE)-Antikörper-vermittelte Nahrungsmittelallergie. Von Nahrungsmittelallergien abzugrenzen sind andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie die Zöliakie (eine Gluten-Überempfindlichkeit, die durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst wird), Nahrungsmittelintoleranzen, wie z. B. Laktoseintoleranz oder Fruktosemalabsorption, oder andere, seltene Unverträglichkeiten gegenüber Zusatzstoffen (sogenannte „Pseudoallergien“), bei denen im Gegensatz zu Nahrungsmittelallergien das Immunsystem nicht beteiligt ist.

Wie häufig sind Nahrungsmittelallergien?

In Deutschland leiden etwa 4 % der Bevölkerung unter einer Nahrungsmittelallergie, während die selbst berichtete Zahl allergischer Reaktionen deutlich höher liegt. Häufige Auslöser primärer IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien im Kindesalter sind Hühnerei, Kuhmilch, Erdnuss, Schalenfrüchte (wie Haselnuss oder Cashew), Weizen, Fisch und Soja. Kinder mit Neurodermitis haben ein erhöhtes Risiko, eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln. Während viele Kinder mit einer Hühnerei- oder Kuhmilchallergie eine natürliche orale Toleranz entwickeln, bleiben die Erdnussallergie und Allergien gegen Schalenfrüchte oft bis ins Erwachsenenalter bestehen. Zu den Hauptauslösern bei Jugendlichen und Erwachsenen zählen insbesondere pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene wie Stein- und Kernobst, Nüsse und Gemüse (z.B. Apfel, Haselnuss, Karotte oder Sellerie), die auf eine Kreuzreaktivität infolge einer Sensibilisierung gegen Inhalationsallergene wie Birkenpollen zurückzuführen sind, aber auch Krusten- und Schalentiere, sowie Weizen.

Zu welchen Reaktionen kann es bei einer Nahrungsmittelallergie kommen?

Allergische Reaktionen sind vielfältig, können innerhalb weniger Minuten auftreten und verschiedene Organsysteme betreffen: am häufigsten sind Symptome der Haut bzw. Schleimhäute (wie Juckreiz, Nesselsucht oder Schwellungen), aber auch des Magen-Darm-Trakts (wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall), der oberen oder unteren Atemwege (wie Schnupfen, Husten, bis hin zum Atemnot) und seltener des Herz-Kreislauf-Systems (z.B. Blutdruckabfall). Die Reaktionen können unterschiedlich schwer verlaufen und reichen von milden bis zu schweren, lebensbedrohlichen anaphylaktischen Symptomen.

Wie wird eine Nahrungsmittelallergie festgestellt?

Der Verdacht einer Nahrungsmittelallergie sollte immer ärztlich abgeklärt werden, um unnötige Einschränkungen in der Ernährung zu vermeiden. In der Regel beinhaltet die Diagnostik eine ausführliche Anamnese, einen Sensibilisierungsnachweis (spezifische IgE-Bestimmung oder Hautpricktest) sowie ggf. eine orale Nahrungsmittelprovokation, um die klinische Relevanz zu überprüfen.

Wie können sich Verbraucher*innen mit einer Nahrungsmittelallergie vor allergischen Reaktionen schützen?

Wurde eine primäre Nahrungsmittelallergie nachgewiesen, muss das entsprechende Nahrungsmittelallergen in der Regel strickt gemieden werden, da bereits kleine Mengen zu allergischen Reaktionen führen können. Um betroffenen Verbraucher*innen eine sichere Lebensmittelauswahl zu ermöglichen, müssen in Europa laut der Lebensmittelinformationsverordnung (Verordnung (EU) 1169/2011) die 14 häufigsten Auslöser von Allergien und nichtallergischen Unverträglichkeiten auf Lebensmitteln verpflichtend gekennzeichnet werden, wenn sie bei der Lebensmittelherstellung als Zutat eingesetzt werden. Hierzu zählen folgende Stoffe sowie daraus hergestellte Erzeugnisse: glutenhaltiges Getreide (namentlich Weizen (wie Dinkel und Khorasan-Weizen), Roggen, Gerste, Hafer oder Hybridstämme), Krebstiere, Eier, Fische, Erdnüsse, Sojabohnen, Milch, Schalenfrüchte („Nüsse“; namentlich Mandel, Haselnüsse, Walnüsse, Cashewnüsse, Paranuss, Pecanuss, Pistazien, Macadamia- und Queenslandnüsse), Sellerie, Senf, Sesamsamen, Schwefeldioxid und Sulfite (ab 10 Milligramm pro Kilogramm oder pro Liter bzw. mg pro kg oder l), Lupinen und Weichtiere (z. B. Schnecken und Muscheln). Im Gegensatz dazu besteht für unbeabsichtigte Einträge dieser Stoffe in ein Lebensmittel keine gesetzliche Regelung. Viele Hersteller verwenden freiwillig vorsorgliche Angaben über mögliche unbeabsichtigte Allergeneinträge (sogenannte „Spurenhinweise“), anhand derer jedoch kein Rückschluss erfolgen kann, ob und in welcher Menge das Allergen im entsprechenden Lebensmittel tatsächlich enthalten ist. Daher wird seit mehreren Jahren in Deutschland und international die Festsetzung von sogenannten Schwellenwerten für die Kennzeichnung von unbeabsichtigten Allergeneinträgen diskutiert, mit dem Ziel den Großteil von Verbraucher*innen mit Nahrungsmittelallergien vor allergischen Reaktionen aufgrund unbeabsichtigter Allergeneinträge zu schützen.

Wie können Nahrungsmittelallergene nachgewiesen werden?

Der Allergennachweis mit der Methode ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent Assays) gehört zu den am häufigsten genutzten vorkonfigurierten Schnelltests in der Lebensmitteldiagnostik. Hierbei werden auf Mikrotiterplatten oder Filterstreifen spezifische Antikörper fixiert, und die Proteinmenge aus der Probe kann im Vergleich zu einem Standard quantitativ oder semi-quantitativ bestimmt werden. Eine Massenspektrometrie ist für die meisten praktischen Anwendungen mit einer vorgeschalteten Flüssigchromatographie gekoppelt. Solche LC-MS-Methoden liefern präzise Informationen nicht nur über die qualitative Proteinzusammensetzung einer gegebenen Matrix, sondern ermöglichen auch die quantitative Analytik bei Verwendung geeigneter Referenzproteine. Auch die Polymerasekettenreaktion kann für den Allergennachweis eingesetzt werden, der Nachweis erfolgt dabei über spezifische DNA-Abschnitte.

Wie kann der Entstehung einer Nahrungsmittelallergie vorgebeugt werden?

Nach aktuellem Forschungsstand gibt es für die Entstehung von Allergien eine genetische Veranlagung; jedoch scheinen auch verschiedene Lebens- und Umweltbedingungen einen Einfluss darauf zu haben. Daher wird auch eine Rolle der Ernährung der Mutter und des Säuglings im ersten Lebensjahr bei der Entstehung von Nahrungsmittelallergien diskutiert. So gibt es zum Beispiel Hinweise, dass eine vielseitige und abwechslungsreiche Beikost in der Säuglingszeit möglicherweise helfen kann, Nahrungsmittelallergien im späteren Kindesalter vorzubeugen. Zur Prävention einer Hühnereiallergie wird empfohlen, Hühnerei mit der Beikost in durcherhitzter Form (z.B. verbacken oder hartgekocht) einzuführen und regelmäßig zu geben.



Präsentationen 1


Publikationen - Tagungsbände/Proceedings 1




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