Bärlauch: Verwechslungen führen häufig zu Vergiftungen


07/2023, 04.04.2023


Der Verzehr von giftigen Doppelgängern kann schwere Folgen haben.


Bärlauch gehört zu den Lauchgewächsen und ist eines der bekanntesten heimischen Wildkräuter. Im Frühjahr frisch geerntet verwenden viele Menschen die Pflanze in der Küche für vielseitige Gerichte, wie Suppen, Soßen und Salate. „Obwohl der knoblauchähnliche Geruch ein typisches Merkmal des Bärlauchs ist, wird die Pflanze häufig mit dem giftigen Maiglöckchen oder der Herbstzeitlosen verwechselt“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Solche Verwechslungen führen in jeder Saison zu Vergiftungsfällen mit zum Teil tödlichem Ausgang.“

Bärlauch (Allium ursinum), im Volksmund auch Waldknoblauch genannt, wächst in krautreichen, schattigen und nährstoffreichen Laub- und Mischwäldern, Auwäldern, Parkanlagen und Nutzgärten. Im Frühjahr treiben aus kleinen Zwiebeln meist zwei saftig grüne, lanzettförmige Blätter aus, die auch in der Küche verwendet werden. Die jungen Blätter ähneln denen des giftigen Maiglöckchens (Convallaria majalis) und der sehr giftigen Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale). Das führt häufig zur Verwechslungen, wie die langjährige Dokumentation in den Giftinformationszentren der Länder und im BfR zeigt. Insbesondere der versehentliche Verzehr der hoch giftigen Herbstzeitlosen hat in der Vergangenheit zu schwer oder gar tödlich verlaufenden Vergiftungen geführt. Der Konsum von Maiglöckchen kann zu Durchfällen und Erbrechen sowie in seltenen schweren Fällen zu Herzrhythmusstörungen führen. Bei Vergiftungen mit Blättern der Herbstzeitlosen leiden die Betroffenen nach einer Latenzzeit von 6-12 Stunden unter heftigen Magendarmbeschwerden. Danach folgt eine 1-3-tägige symptomarme Phase, bis es schließlich zum Multiorganversagen kommt.

Vor allem in den Monaten April und Mai häufen sich in Deutschland, aber auch in Österreich, der Schweiz und Kroatien, die Vergiftungsfälle nach dem Sammeln von vermeintlichem Bärlauch.

Um Bärlauch von giftigen Doppelgängern zu unterscheiden, reicht es in der Regel, ein grünes Laubblatt zwischen den Fingern zu zerreiben. Tritt dann nicht der für Bärlauch typische knoblauchartige Geruch auf, sollte man das Kraut lieber stehen lassen und die Hände sofort gründlich reinigen. Allerdings hat die Geruchsprobe ihre Tücken. Wenn nämlich der Lauchgeruch von einem vorangegangenen Test noch an den Händen haftet, kann dies zu einem falschen Ergebnis verleiten. Wer Bärlauch sammelt, sollte also die Pflanze mit allen ihren Merkmalen gut kennen, um sie sicher von giftigen Gewächsen unterscheiden zu können. Das BfR rät, im Zweifelsfall besser auf den Verzehr selbst gesammelten Bärlauchs zu verzichten.

Im Lebensmittelhandel gehört Bärlauch häufig zum saisonalen Gemüsesortiment und stammt aus kontrollierten Kulturen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Pflanzen oder Samen im Fachhandel zu kaufen und selbst anzubauen. So müssen Verbraucherinnen und Verbraucher nicht auf den Genuss verzichten und vermeiden ein Vergiftungsrisiko.

Treten nach einer Mahlzeit mit vermeintlich verwendetem Bärlauch gesundheitliche Beschwerden auf, sollte unverzüglich ein Giftinformationszentrum befragt oder ärztlicher Rat eingeholt werden.

Verzeichnis der Giftinformationszentren:

Tipps zur Prävention von Vergiftungen und Hinweise zur Ersten Hilfe bietet die kostenlose BfR-App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“:

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.


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