10 Jahre Zentralstelle zur Erfassung- und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) im BgVV


09/1999, 21.06.1999


Gemeinsamer Pressedienst des Bundesministeriums für Gesundheit und des BgVV

Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer verleiht Tierschutzforschungspreis auf internationalem Symposium

Aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der Zentralstelle zur Erfassung- und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) findet im Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV, vom 21. bis 22. Juni 1999 das Internationale Symposium "10 Jahre ZEBET" (ZEBET's 10 Year Anniversary) mit Schwerpunkt Alternativmethoden zum Tierversuch statt.

Wissenschaftliche Symposien zu Tierschutzfragen fanden bereits während der englischen EU Ratspräsidentschaft und der österreichischen Ratspräsidentschaft im Jahre 1998 statt. Das Symposium "ZEBET’s 10 Year Anniversary" setzt im Rahmen der derzeitigen deutschen EU Ratspräsidentschaft diese Aktivitäten fort.

Im Rahmen des Symposiums verleiht Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer den diesjährigen Tierschutzforschungspreis an Dr. Dorothea Siegel-Axel von der Universität Tübingen. "Ich wünsche mir, daß dieser Preis weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermuntert, Alternativmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen zu erforschen. Solange wir auf Tierversuche noch nicht verzichten können, weil wir sie brauchen, um die Gesundheit des Menschen zu schützen, so lange haben wir die ethische Pflicht, nach alternativen Testverfahren an schmerzfreier Materie zu suchen," unterstreicht die Ministerin.

Frau Dr. Siegel-Axel erhält den Preis für die Entwicklung eines Zellkulturtestsystems mit menschlichen Gefäßwandzellen zur Prüfung von Medikamenten, die gegen Gefäßerkrankungen eingesetzt werden sollen. Durch dieses Testsystem kann auf bestimmte Tierversuche im Bereich der Arzneimittelprüfung verzichtet werden.

Das BgVV nimmt das 10jährige Bestehen von ZEBET zum Anlaß, Rechenschaft über die Arbeit abzulegen, die in nationaler und internationaler Kooperation geleistet wurde. Kooperationspartner aus dem In- und Ausland werden ihre Arbeiten vorstellen. Schwerpunkte sind dabei die Aktivitäten, an denen das BgVV in Validierungsprojekten beteiligt war, daneben die Forschungsförderung zur Entwicklung von Alternativmethoden sowie Datenbanken und Informationsdienste über Alternativen zum Tierversuch.

ZEBET war bei der Gründung 1989 die erste staatliche Institution, die den Auftrag hat, auf wissenschaftlicher Basis Tierversuche zu reduzieren. Vorrang hat dabei der Ersatz behördlich vorgeschriebener, belastender Tierversuche, weil Ergebnisse, die mit tierversuchsfreien Methoden erzielt werden, erst anerkannt werden, wenn die neuen Methoden nach Prüfung der Reproduzierbarkeit unter Routinebedingungen in mehreren Laboratorien dieselben Ergebnisse erbracht haben. Diese Prüfung in internationalen Ringversuchen wird Validierung genannt.

 

1993 wurde mit der gleichen Zielsetzung wie ZEBET von der EU das Validierungszentrum ECVAM (European Centre for the Validation of Alternative Methods) im EU Forschungszentrum in Ispra (Italien) gegründet und 1997 in den USA das Validierungszentrum ICCVAM (Interagency Coordination Committeee for the Validation of Alternative Methods) der US Bundesbehörden. In den übrigen Ländern widmen sich private Institute, die mit Stiftungsmitteln oder Spenden der Industrie finanziert werden, derselben Zielsetzung. Wegen der Globalisierung von Forschung und Industrie ist der Ersatz der vielfach kritisierten, behördlich vorgeschriebenen, sicherheitstoxikologischer Tierversuche nur noch bei enger internationaler Kooperation möglich.

In der Arzneimittelforschung wurde in der Vergangenheit der größte Teil der Tierversuche durchgeführt. Aufgrund der Fortschritte auf dem Gebiet der Biotechnologie und Molekularbiologie hat hier die Zahl der Tierversuche in den letzen 10 Jahren drastisch abgenommen. In Deutschland nahmen die Versuchstierzahlen im Arzneimittelbereich von 4,3 Mio. im Jahr 1977 auf 0,7 Mio. im Jahre 1997 ab und die Gesamtzahl aller Versuchstiere von 2,5 Mio. im Jahr 1989 auf 1,6 Mio. im Jahr 1997. Diese Entwicklung entspricht der Gesamtentwicklung in der EU.

Ein Schwerpunkt der Aktivitäten der ZEBET ist durch die 6. Änderung der Kosmetikrichtlinie der EU vorgegeben, die einen Verzicht auf Tierversuche für Kosmetika nach dem 30. Juni 2000 vorsieht. In enger Kooperation mit ECVAM und COLIPA, dem Europäischen Verband der Hersteller von Kosmetika, hat ZEBET sich an internationalen Validierungsprojekten beteiligt oder diese koordiniert. Ziel dieser Aktivitäten ist es, die für die sicherheitstoxikologische Beurteilung von Kosmetika wichtigen lokalen Verträglichkeitsprüfungen an Haut und Schleimhaut durch experimentell validierte, tierversuchsfreie Prüfmethoden zu ersetzen. International akzeptiert und in den Laboratorien der Industrie etabliert sind inzwischen der von ZEBET entwickelte Zelltest zur Prüfung auf phototoxische Eigenschaften sowie Methoden zur Identifizierung stark haut- und augenreizender Stoffe (Ersatz des Draize Test am Kaninchen).

Im BgVV wurde außerdem eine Methode zum Ersatz der LD-50 Methode zur Prüfung auf akute Giftigkeit validiert, die sog. ATC (Acute Toxic Class) Methode, die heute weltweit als Ersatz des LD-50 Test angewendet wird. Schließlich wurde bei ZEBET ein Test zur Prüfung auf embryotoxische Wirkungen entwickelt, der mit embryonalen Stammzellen der Maus arbeitet und der den Einsatz schwangerer Tiere überflüssig macht. Dieser Test wird zusammen mit anderen in vitro Embryotoxizitätstests in einer von der EU finanzierten Validierungsstudie in mehreren Laboratorien in Europa experimentell validiert.

Aufgrund der Erfolge sind heute Mitarbeiter der ZEBET aktiv in Gremien in Europa und den USA tätig, die den Ersatz von Tierversuchen mit vorantreiben, und sie sind gefragte Kooperationspartner.


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