Yersinien

Die Gattung Yersinia enthält drei Spezies, die beim Menschen Infektionskrankheiten auslösen können: Yersinia pestis, Yersinia pseudotuberculosis und Yersinia enterocolitica.

Die Gattung ist nach dem Forscher Alexandre Yersin benannt, der 1894 den Pesterreger Y. pestis entdeckte. Während diese Spezies typischerweise durch den Biss von Flöhen, die mit diesem Erreger kontaminiert sind, übertragen wird und die als Pest bezeichnete fulminante  Infektionskrankheit hervorruft, werden Y. pseudotuberculosis und Y. enterocolitica durch Aufnahme kontaminierter Nahrung übertragen und verursachen Magen-Darm-Infektionen. Sie sind heute nach Salmonellen und Campylobacter die dritthäufigsten Erreger von bakteriellen Darmerkrankungen (Enterititiserreger) in Deutschland und Europa.

Bedeutung von Yersinien als Krankheitserreger

Die medizinische Bedeutung der pathogenen Yersinien für die Menschheit hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Während die Pest viele Jahrhunderte die Geschichte der Menschen durch verheerende Pandemien beeinflusste, spielt diese Infektionskrankheit seit Anfang des 20. Jahrhundert als Seuchenerreger weltweit eine geringe und in Europa keine Rolle mehr. Dagegen gewinnen die Darmerkrankungen verursachenden Y. pseudotuberculosis und Y. enterocolitica seit den 1950er Jahren immer mehr an Bedeutung.

Die durch Y. pseudotuberculosis und Y. enterocolitica verursachten Krankheitsbilder beim Menschen werden als Yersiniosen bezeichnet und können ein weites Spektrum von klinischen Symptomen hervorrufen, die vom Alter und Abwehrzustand der Patienten abhängen. Kleinkinder haben nach einer Infektion in der Regel eine selbstlimitierende akute Magen-Darm-Entzündung (Gastroenteritis), während Schulkinder und Jugendliche meist an einer Schwellung der Lymphknoten (mesenteriale Lymphadenitis) mit unspezifischen Bauchschmerzen leiden. Bei Erwachsenen können „grippale Infekte“ mit Rachenentzündungen vorkommen. Bestehen Grunderkrankungen, können Leberabszesse sowie Entzündungen der Herzinnenhaut, des Herzbeutels oder des Brustfells etc. auftreten. Weitere Spätfolgen ohne den direkten Erregernachweis können reaktive Arthritis, Pseudocrohn und Erythema nodosum (eine akute Entzündungen des Unterhautfettgewebes) sein.

Übertragungswege

Y. pseudotuberculosis ist in der Umwelt weit verbreitet, jedoch werden die allermeisten Yersiniosen durch Y. enterocolitica verursacht. Die Übertragung von Y. enterocolitica auf den Menschen erfolgt durch kontaminiertes Fleisch, Milch oder Wasser. Das Schwein gilt als Hauptreservoir von Y. enterocolitica und rohes oder unzureichend gegartes Schweinefleisch als Hauptquelle der Infektionen.

Merkmale

Yersinien sind Gram-negative, fakultativ anaerobe Kurzstäbchen, die der Familie der Enterobacteriaceae zugeordnet werden und in einem Temperaturbereich von 4°C bis 43°C wachsen können.

Insbesondere die Spezies Y. enterocolitica ist sehr heterogen und wird in verschiedene Biovare und Serovare untergliedert. Über die Reaktion von Antiseren gegen die O- und H-Antigene in der Zellwand der Bakterien erfolgt die Einteilung in über 70 Serovare, während die Unterteilung in die Biovare 1 bis 5 über biochemische Charakteristika erfolgt. Stämmen des Biovars 1A von Y. enterocolitica fehlen gewöhnlich die meisten Virulenzfaktoren und daher  werden diese als apathogen  angesehen. Die Stämme der Biovare 1B und 2 bis 5 besitzen hingegen ein konserviertes Virulenzplasmid und weitere chromosomal kodierte Virulenzfaktoren wie  Invasin, Ail etc. und gelten daher als  pathogen.

Stellungnahmen 1




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