Rechtfertigen gefühlte Risiken staatliches Handeln? - Ein Kurzbericht mit Bildergalerie

Mit der Frage, ob staatliches Handeln auch dann erforderlich ist, wenn aus wissenschaftlicher Sicht ein geringes gesundheitliches Risiko bei Lebensmitteln oder Produkten besteht, befassten sich im Rahmen der Festveranstaltung zum 5-jährigen Bestehen des BfR Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Nichtregierungsorganisationen. Sowohl die Referenten wie auch die rund 200 Teilnehmer waren hier einhellig der Ansicht, dass der Staat auch dann zum Handeln gezwungen sein kann, wenn es sich um ein ‚gefühltes’ Risiko handelt. Aus wissenschaftlicher Sicht beschreibt ein Risiko die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Schadens, die maßgeblich von Schadenspotenzial und Exposition abhängig ist. Gefühlte Risiken entstehen hingegen, weil Menschen die auf Mathematik und Statistik beruhenden Ergebnisse einer wissenschaftlichen Risikoabschätzung nicht oder falsch verstehen, weil es offensichtlich nicht gelungen ist, sie klar, verständlich und trotzdem differenziert zu kommunizieren. Dies kann zu Ängsten vor Risiken führen, die aus wissenschaftlicher Sicht sehr klein oder zu vernachlässigen sind. Das durch den Angstfaktor potenzierte gefühlte Risiko kann im Extremfall selbst zu einem Verhalten führen, das die Gesundheit gefährdet.

Gefühlte, also nicht wissenschaftlich begründete Risiken gehören aber zum gesellschaftlichen Leben und prägen das Verhalten der Menschen im Alltag. Für die Politik sind sie real und dürfen nicht ignoriert werden. Um Krisen zu vermeiden, ist deshalb auch bei einem gefühlten Risiko staatliches Handeln nötig. Die Politik muss bei ihren Entscheidungen neben den rein wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Ausmaß eines gesundheitlichen Risikos auch andere Schutzbereiche und Rechtsgüter wie wirtschaftliche Interessen, Vertrauensverlust in die Institutionen und, wenn auch aus wissenschaftlicher Sicht unbegründete, so doch reale Ängste der Bevölkerung berücksichtigen. Essentiell, so das Fazit der Veranstaltung, sei in diesem Zusammenhang eine offene und verständliche Risikokommunikation, welche die Position der Wissenschaft auf der einen und die Positionen der verschiedenen Stakeholder auf der anderen Seite in die Diskussion eines Risikos einbezieht. Die Veranstaltung endete schließlich auch mit dem Hinweis darauf, dass die Abteilung Risikokommunikation einen entscheidenden Beitrag zu einem angemessenen Umgang mit gefühlten Risiken leistet, indem sie schon jetzt durch verschiedene Kommunikationsinstrumente einen offenen und Vertrauen stiftenden Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und den verschiedenen gesellschaftlichen Interessengruppen gestaltet.




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