BfR-Studie zur Risikowahrnehmung: Deutsche Verbraucher sehen mehrheitlich die Tierhaltung als Ursache für Antibiotikaresistenzen


03/2015, 22.01.2015


Handlungsbedarf besteht aus wissenschaftlicher Sicht bei Human- und Tiermedizin


In der öffentlichen Diskussion werden überwiegend die Tierhaltung und der dort beobachtete vermehrte Einsatz von Tierarzneimitteln als Ursachen für die Zunahme von Antibiotikaresistenzen angesehen. Entspricht dieses mediale Bild auch der Meinung der Bevölkerung? Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in einer repräsentativen Untersuchung gefragt, was die Menschen in Deutschland tatsächlich über das Vorkommen krank machender Bakterienstämme und über Antibiotikaresistenzen wissen. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland glauben laut einer aktuellen repräsentativen Befragung des BfR, dass Antibiotikaresistenzen am ehesten durch die Tierhaltung verursacht werden. Antibiotikaresistenzen betreffen aber die Humanmedizin ebenso wie die Tiermedizin und die Landwirtschaft. Die Herausforderungen können nur gemeinsam gelöst werden. „Die große Mehrheit der Verbraucher hat zwar bereits von antibiotikaresistenten Bakterien gehört. Allerdings vermuten die meisten Befragten solche Keime eher nicht im eigenen Haushalt“, äußerte sich Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR auf dem Forum „Herausforderung Antibiotikaresistenz - eine ganzheitliche Betrachtung und neueste Erkenntnisse zur Risikowahrnehmung“ am 22. Januar 2015 anlässlich der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin. „Krank machende Bakterien werden generell seitens der Bevölkerung weniger im eigenen Haushalt, sondern im öffentlichen Raum und in Krankenhäusern sowie in Tierställen vermutet.“ Hier sei also noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten, damit sich Verbraucher besser schützen können.

Das BfR hat zur Beantwortung der Frage, wie die deutschen Verbraucher das Thema Antibiotikaresistenzen einschätzen, eine repräsentative Flash-Befragung angewendet. Laut dieser Umfrage sind Antibiotikaresistenzen bei der großen Mehrheit der Verbraucher in Deutschland bekannt und stehen im Vergleich mit anderen Verbraucherthemen an vorderster Stelle. 82 % der Befragten gaben an, bereits von Antibiotikaresistenzen gehört zu haben, 64 % der Verbraucher sind über das Thema beunruhigt. Obwohl die Problematik in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt ist, hält es nur eine Minderheit von knapp 20 % für wahrscheinlich, im eigenen Haushalt mit Krankheitserregern in Kontakt zu kommen. Ein Großteil der Befragten erwartet somit auch keine resistenten Bakterien im eigenen Haushalt. Deutlich wahrscheinlicher ist es aus Sicht der Befragten, in der Öffentlichkeit (z. B. öffentlicher Personenverkehr) mit Krankheitserregern in Kontakt zu kommen (59 %). 90 % der Befragten und damit die überwiegende Mehrheit sagen, dass sie wissen, wie man sich im eigenen Haushalt vor krankheitserregenden Bakterien schützen kann. Genannt werden hier vor allem häufiges Händewaschen (39 %), das Achten auf Hygiene (35 %), die Verwendung von Desinfektionsmitteln (34 %) und gründliches Reinigen (31 %).

Als Ursache für die Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen wird von der Mehrheit der Befragten (53 %) der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung genannt. Wird die Ursache für Antibiotikaresistenzen im Antibiotikaeinsatz beim Menschen gesehen, so wird am häufigsten die fehlerhafte Verschreibung vom Arzt (43 %) angeführt, ein Drittel vermutet eine fehlerhafte Anwendung der Medikamente durch die Patienten.

Die Ergebnisse zeigen, dass es ein ausgeprägtes Bewusstsein für das Problem der Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Bevölkerung gibt. Die Ursache hierfür wird seitens der deutschsprachigen Bevölkerung hauptsächlich im Bereich der Tierhaltung gesehen, nur ein Viertel der Befragten nennt die Humanmedizin als Ursprung. Dass man mit antibiotikaresistenten Bakterien im eigenen Haushalt in Kontakt kommen könnte, glauben nur wenige Befragte.

Diese ersten Ergebnisse, die jetzt im aktuellen „BfR-Verbrauchermonitor Spezial“ veröffentlicht sind, werden im Frühjahr 2015 durch weitere Ergebnisse aus einer umfassenden Untersuchung über die Wahrnehmung und Einstellung von Verbrauchern und weiterer relevanter Gruppen wie Veterinär- und Humanmediziner ergänzt. Um die wichtige Frage zu klären, inwieweit die Risikowahrnehmung der Öffentlichkeit medial geprägt und beeinflusst ist, wird diese Untersuchung von einer Medienanalyse flankiert, die sich der medialen Darstellung der Thematik Antibiotikaresistenzen im Zeitraum 2008 - 2013 widmet.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

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