Auf dem Weg zu einem interoperablen europäischen Multi-Akteur-System für Rückverfolgungssoftware und einem universellen Datenaustauschformat für Rückverfolgbarkeit: Von der Forschung in die Praxis - SA11

12/2022-12/2024

Förderprogramm / Mittelgeber: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) - Italien

Förderkennzeichen: GP/EFSA/AMU/2020/02-SA11

Internetseite des Drittmittelprojektes: https://foodrisklabs.bfr.bund.de/foodchain-lab/

Beschreibung des Projektes:

I. Hintergrund

In Zeiten komplexer globalisierter Lieferketten für Lebens- und Futtermittel besteht ein starker Bedarf an effizienten Rückverfolgungsstrategien, einschließlich Datenerfassungs- und Datenaustauschansätzen sowie leistungsstarken interoperablen Rückverfolgungssoftwaretools. Im Allgemeinen sind harmonisierte Datenstrukturen, genaue und detaillierte Datensätze, digitalisierte Datenerfassungswerkzeuge einschließlich Datenvalidierung sowie Schnittstellen zu Datensystemen unerlässlich, um einen schnelleren Austausch von Rückverfolgungsdaten und eine gründliche Rückverfolgung zu ermöglichen. Um diese Ziele zu erreichen, wurde 2021 eine neue Projektkooperation zwischen der EFSA und dem BfR initiiert. Das Projekt konzentriert sich auf die Entwicklung eines Arbeitsablaufs für die Erfassung von Rückverfolgungsdaten und eines universellen Datenaustauschformats für Rückverfolgbarkeit (UTX), um die Interoperabilität zwischen nationalen und europäischen Rückverfolgungsinstrumenten zu erreichen, welche für unterschiedliche Zwecke im Lebensmittelsicherheitssystem entwickelt wurden. Damit vereint das Projekt die Synergien zwischen Rückverfolgungsinitiativen in den Mitgliedstaaten (MS), Europa und darüber hinaus. Viele Softwaretools, welche in das Rückverfolgungssoftware-Ökosystem einfließen sollen sind bereits verfügbar (oder in Entwicklung): Ein von der EFSA entwickeltes RASFF-Datenextraktionstool bietet eine geführte und strukturierte Datenextraktion aus unstrukturierten RASFF-Meldungen, einschließlich Plausibilitätsprüfungen. Der Rapid Alert Supply Network Extractor (RASNEX) des BfR ergänzt dieses Tool, indem relevante Tracing-Daten vorab automatisch mittels Mustererkennung aus RASFF-Meldungen extrahiert werden. Um Daten auf lokaler Ebene zu erheben, wurde vom Bundesland Nordrhein-Westfalen eine webbasierte Datenerfassungsmaske für lokale Lebensmittelkontrolleure entwicklelt, welche auch eine Plausibilitätsprüfungen vor Ort und Zugriff auf kuratierte Daten ermöglicht. FoodChain-Lab (FCL), eine vom BfR entwickelte Rückverfolgungssoftware, dient der Visualisierung und Analyse von Rückverfolgungsdaten, die von den oben genannten Tools gesammelt wurden. FCL bietet auch ein Berichtsmodul, um eine Visualisierung für Berichte (z.B. Rapid Outbreak Assessments) zu erstellen. Weitere Tools sind geplant, um das Ökosystem zu vervollständigen. Das Universal Traceability data eXchange (UTX) Format, das als Schnittstelle zwischen den Rückverfolgungstools dient, ermöglicht es, deren Vorteile zu ergänzen, um flexible, umfassende Lösungen für Rückverfolgungsuntersuchungen aller Art bereitzustellen. UTX-Dateien können in das RASFF-System hochgeladen werden, um Daten auszutauschen und Doppelarbeit für die EFSA und die MS im Hinblick auf die mühsame manuelle Datenextraktion aus RASFF-Meldungen in Krisenzeiten zu vermeiden. Alles in allem wird erwartet, dass das interoperable Multi-Akteur-Ökosystem für Rückverfolgungssoftware und das UTX-Format die Qualität, Aktualität und Vollständigkeit von Rückverfolgungsdaten verbessern werden und daher zu einer effizienteren Lösung komplexer lebensmittelbedingter Krisen beitragen.

II. Aufgaben:

Das Projekt ist die Fortsetzung der aktuellen EFSA-BfR-Kooperation (GP/EFSA/AMU/2020/02) und insbesondere der Projekte SA6 „Datenerhebungstool für die Rückverfolgung im Rahmen von dringenden wissenschaftlichen Bewertungen“ und SA7 „Lebens- und Futtermittelklassifikation für Rückverfolgungszwecke". Der Hauptzweck dieses Folgeprojekts besteht darin, die Softwaretools, das Multi-Akteur-Tracingtool-Ökosystem und das UTX-Format als Ergebnisse der vorherigen EFSA-BfR-Projekte in die Praxis zu übertragen und die zuständigen Behörden zu motivieren, diese aktiv in ihrem Arbeitsbereich anzuwenden. Parallel dazu werden die entsprechenden Softwaretools im Rahmen des EFSA-BfR-Projekts SA12 und des EFSA-BfR-Projekts SA10 optimiert und einsatzfähig gemacht. Im Gegensatz zu früheren Projekten im vorherigen FPA konzentriert sich dieses Projekt nicht nur auf FCL sondern auch auf zusätzliche Tracing-Tools und deren Interaktion in einem Tracingtool-Ökosystem sowie deren Interoparabilität mit dem UTX-Format.

WP 1 konzentriert sich auf die Schulung von MS- und europäischen Behörden in Bezug auf die Rückverfolgungsmethodik, das Rückverfolgungssoftware-Ökosystem, die darin enthaltenen Werkzeuge und das Universal Traceability Data eXchange-Format, um den Übergang von der Forschung zur Praxis zu erleichtern. Lokale, nationale und europäische Behörden werden mittels Coaching-Workshops, die vom BfR, der EFSA und zum Rückverfolgungssoftware-Ökosystem beitragenden Institutionen durchgeführt werden, in die Rückverfolgungsmethodik, das Ökosystem der Rückverfolgungssoftware, die Werkzeuge, aus denen es besteht, und das UTX-Format eingeführt. Darüber hinaus werden die nationalen und europäischen Behörden bei der Anwendung der Instrumente des Ökosystems der Rückverfolgungsinstrumente und des UTX-Formats durch die Entwicklung von Rückverfolgungsszenarien (z. B. für Krisentrainings) und Fallstudien in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und der EFSA unterstützt. Diese Rückverfolgungsszenarien und Fallstudiendatensätze werden auch für Simulationen und Machbarkeitsstudien verwendet. Um ein hohes Maß an Anwendbarkeit und Benutzerfreundlichkeit zu gewährleisten, wird das BfR die Erfahrungen des FoodChain-Lab Support-Teams bei lebensmittelbedingten Zwischenfällen aus der Vergangenheit (z. B. aus dem früheren Vertrag EFSA GP/EFSA/AMU/2016/01) und den kommenden Jahren nutzen. Während des Coachings der Mitgliedstaaten in Bezug auf Rückverfolgung in realen lebensmittelbedingten Zwischenfällen erhalten die Projektpartner wertvolle Einblicke in die Verfahren und Bedürfnisse der zuständigen Behörden in den Mitgliedstaaten. Die Coaching-Aktivitäten sollten es allen Akteuren einer dezentralen Rückverfolgungsuntersuchung ermöglichen, ihre Untersuchungsergebnisse unter Verwendung der im Rahmen der EFSA-BfR-Rückverfolgungsprojekte entwickelten Instrumente und Methoden auszutauschen.

Für diese Coaching-Aktivitäten soll in WP 2 (Entwicklung neuer Coaching-Methoden) neues Schulungsmaterial entwickelt werden (z. B. Online-Kurse, Demo-Videos, Websites mit Beispielen für  Fallstudien, Podcasts), um die Zugangsschwelle zu verringern und MS und potenzielle neue Benutzer zu erreichen, die noch nicht an Schulungen teilgenommen haben.

In WP 3 liegt der Fokus auf Continuous Multidirectional Tracing Networking. Hier sollen lokale, MS- und europäische Behörden sowie andere Interessengruppen (z. B. U.S. FDA, Lebensmittelunternehmer, Rückverfolgungs-/Reportingsoftwareunternehmen) in die Lage versetzt werden, ihre Rückverfolgungslösungen vorzustellen. Über geeignete Plattformen und Veranstaltungen, die vom BfR oder der EFSA angeboten werden, soll ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch zwischen diesen Akteuren initiiert werden. Darüber hinaus ist ein Austausch mit relevanten Netzwerken (z. B. LHeads of Food Safety Agencies, RASFF-Netzwerk, EFSA Advisory Forum on Data) vorgesehen, um Projektergebnisse mit Rückverfolgungsexperten zu diskutieren und zu evaluieren und ihr Feedback zur Optimierung der Projektergebnisse zu nutzen.

Schließlich wird die Zusammenarbeit mit EFSA-Projekten zur Rückverfolgbarkeit in der Lebens- und Futtermittellieferkette (WP 4) angestrebt, um Ergebnisse und Ziele zu harmonisieren. Dieses WP lässt auch Raum, um mit den Projekten SA6 und SA7 fortzufahren, abhängig vom Feedback, das die Projektpartner in Rahmen der Abschlussworkshops zu den -SA6 und SA7- Projekten erhalten. Um eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern zu ermöglichen, ist ein aktiver Personalaustausch vorgesehen.

Projektpartner

  • Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) - Italien

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