Bakteriophagen: Alte Meister neu entdeckt


42/2019, 04.11.2019


BfR-Forum zu bakterienfressenden Viren als Mittel gegen Krankheitserreger


Steigende Zahlen an Antibiotikaresistenzen und hartnäckige Krankheitskeime lassen Bakteriophagen seit einigen Jahren wieder in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses rücken. Daher veranstaltet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ein BfR-Forum Verbraucherschutz „Bakteriophagen - Alternativen zu Antibiotika?“ am 7. und 8. November 2019 in Berlin-Marienfelde. Expertinnen und Experten aus der Forschung, Lebensmittelüberwachung und Lebensmittelindustrie geben eine Einführung in die Thematik und diskutieren Chancen und Risiken bei der Anwendung von Phagen in der Lebensmittelproduktion. Bakteriophagen sind Viren, die ausschließlich Bakterien infizieren. Sie kommen in großer Zahl überall dort vor, wo es auch Bakterien gibt: im Boden, im Wasser, in unserer Nahrung - ohne dabei dem Menschen zu schaden. „Erkrankungen durch Bakterien in Lebensmitteln sind ein großes, globales Problem“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR. Die Erreger kommen meist in Nutztieren vor, von denen sie über den Schlachtprozess auf das fertige Lebensmittel übertragen werden. „Es besteht daher dringender Bedarf“ so Hensel weiter, „alternative Methoden zu entwickeln, um das Auftreten von Krankheitserregern bei der Gewinnung und Verarbeitung von Lebensmitteln zu verringern“. Bakteriophagen kommen als solch eine Alternative in Betracht.

Bakteriophagen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zielgerichtet bestimmte Bakterien befallen und abtöten können. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Bakteriophagen zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt. Nach Entdeckung der Antibiotikawirkstoffe und dem breitgefächerten Einsatz dieser als Medikamente sind Bakteriophagen in den meisten Ländern in Vergessenheit geraten.

In Ländern außerhalb der EU werden Phagenpräparate bereits bei der Lebensmittelproduktion angewendet. Auch liegt der EU-Kommission ein Antrag zur Genehmigung eines Präparates zur Bekämpfung von Listerien in Lebensmitteln und Produktionsanlagen vor, über das bislang nicht entschieden wurde.

Auf der Tagung werden etwa Anwendungen von Phagen bei der Therapie von erkrankten Personen oder Tieren sowie bei der Bekämpfung multiresistenter Erreger vorgestellt. Auch geht es um die aktuelle rechtliche Einstufung für die Anwendung von Phagen in der Lebensmittelproduktion. Auf der Veranstaltung werden vor allem der aktuelle Kenntnisstand sowie derzeitige Fragestellungen für einen sicheren Einsatz von Phagen diskutiert.

Link EU-Kommission:

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.


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