Gefährliche Urlaubssouvenirs!


21/1997, 08.09.1997


Keramikgefäße aus dem Mittelmeerraum können Blei enthalten


Die Ferienzeit geht zu Ende. Die Urlauber kehren zurück und häufig findet sich im Gepäck ein Keramikgefäß, daß der heimischen Küche ein wenig Mittelmeeratmosphäre verleihen soll. Reiseandenken wecken aber nicht nur schöne Erinnerungen, sie können auch unerwartete Risiken bergen. Neueste Vergiftungsmeldungen zeigen, daß von Keramikgefäßen eine ernsthafte Gesundheitsgefahr ausgehen kann. Anders als in Deutschland werden insbesondere im Mittelmeerraum immer noch Keramik- und Töpferwaren angeboten, die im Kontakt mit Lebensmitteln Blei freisetzen. Dem BgVV wurden zwei Fälle gemeldet, in denen es zu schweren Bleivergiftungen kam, nachdem die Betroffenen über längere Zeit aus Keramikkaraffen getrunken hatten. Da der Verbraucher nicht erkennen kann, ob es sich um bleihaltige Keramik handelt, empfiehlt das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV, ausländische Keramikwaren nur als Dekorationsgefäße oder Blumenvasen zu verwenden.

Aus bleihaltigen Keramikgefäßen können, insbesondere über Getränke, kontinuierlich kleinere Mengen an Blei aufgenommen werden und zu einer chronischen Vergiftung führen. Wird diese nicht erkannt und behandelt, können Koordinations- und Entwicklungsstörungen im Kindesalter oder bleibende Organschäden die Folge sein. Die klassischen Symptome einer Bleivergiftung sind kolikartige Bauchschmerzen, Verstopfung und Blutarmut. Bei Vergiftungen mit kleinen Mengen Blei sind die Symptome, besonders im frühen Stadium, eher unspezifisch. Bei Kindern können Verhaltensauffälligkeiten, Antriebsarmut oder anhaltende Bauchschmerzen erste Hinweise sein. Bei unklaren, länger anhaltenden gesundheitlichen Beschwerden sollte deshalb immer auch an ungewöhnliche Ursachen, wie Vergiftungen, gedacht werden.

Wer in der Vergangenheit Keramikgefäße aus dem Mittelmeerraum mitgebracht und diese kontinuierlich im Haushalt verwendet hat, sollte im Verdachtsfall einen Arzt aufsuchen, der darüber entscheiden kann, ob eine Bestimmung des Bleigehaltes im Blut erforderlich ist.

Vergiftungsfälle werden in der zentralen Erfassungsstelle für Vergiftungen im BgVV seit 1990 gesammelt, dokumentiert, bewertet und veröffentlicht. Der dritte Bericht für 1996 ist soeben erschienen. Er enthält exemplarische Einzelfallbeschreibungen, die wertvolle Hinweise für Ärzte liefern, und analysiert potentielle Gefahren für den Verbraucher. Durch die ärztlichen Mitteilungen bei Vergiftungen erhält das BgVV einen kontinuierlichen Überblick über Risiken im Umgang mit Chemikalien und Gebrauchsgegenständen und kann Produkte oder Substanzen ermitteln, für die wegen ihres Gefährdungspotentials Verbraucherschutzmaßnahmen erforderlich sind. Welche Bedeutung das Instrument der Vergiftungsmeldungen für den unmittelbaren gesundheitlichen Verbraucherschutz hat, zeigen ganz aktuell die beiden Bleivergiftungen.

Die Broschüre "Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 1996" ist kostenlos und kann schriftlich oder per Fax in der Pressestelle des BgVV angefordert werden.


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